»Vasil, die Dimensionswachen und die falschen Götter. Jeder von ihnen kann eine tiefe Wunde hinzufügen. Viele dieser Wunden verheilen kaum, einige heilen gar nicht. Selbst wenn der Widerstand es schaffen sollte, dass all diese Monster ihre gerechte Strafe bekommen, so werden viele sich nie von ihrem Trauma erholen…«
Erwachen
Ort: Versteck des Widerstands, Emeraldus.
Fidi saß still vor Elphids Raum. Während er meditierte war es wichtig ihn alleine zulassen. Nachdem sie also die Tür hinter sich geschlossen hatten, sind sie und Dask wieder nach oben gegangen, doch Fidi selbst kam nicht weit. Schon ein paar Schritte von Elphids Zimmer entfernt drehte sie sich wieder um und ließ sich mit dem Rücken an der Wand zu Boden fallen. Dask hatte nichts Weiteres dazu gesagt, aber schien es zu akzeptieren. Jetzt saß sie dort und wartete… Fidi spielte mit einem kleinen Messer und schnitzte in ein grünes Stück Holz, das sie auf dem Weg in die Stadt gefunden hatte.
Worauf warte ich hier genau?, fragte sie sich nach einigen Minuten. Mache ich mir irgendwie Sorgen um ihn? Er wird sicherlich viele Fragen haben, nachdem er fertig ist. Sollte ich dann nicht direkt hier sein, um sie ihm zu erklären? Nein, das ist dämlich. Dafür könnte ich auch oben warten. Wahrscheinlich braucht er auch fürs Erste etwas Schlaf, oder nicht? Er muss ziemlich kaputt sein, nach dem Tag heute. Bleibe ich dann so lange hier sitzen? Ich sollte hochgehen, oder?
Sie blieb sitzen. Ihr Körper wollte nicht aufstehen und nach oben gehen. Nicht, weil sie erschöpft war und auch nicht, weil sie da sitzen musste. Nein, sie blieb da, weil sie auf Elphid warten wollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie gerade an seiner Seite sein musste. Letztendlich war es doch sie, die ihn zu der Hinrichtung gebracht hatte und weshalb er wieder bewusstlos wurde. Also wollte Fidi warten, bis er wieder die Tür aufmachte, damit sie weiter reden konnte.
Das war ein absurder Wunsch, bemerkte sie. Sie hatte noch nie das Verlangen gehabt, mit anderen zu reden. Auch nicht im Ausbildungslager. Nie wollte sie freiwillig mit den anderen reden. Auch nicht mit Lerena, obwohl Fidi sie immer als eine Art »Freundin« gesehen hatte, falls sie überhaupt wusste, was das war. Bedeute der Fakt, dass sie mit Elphid reden wollte, dass Lerena doch nie eine Freundin war? Wollte sie mit Elphid etwa befreundet sein?
Viel Zeit verging und es blieb still. Aus dem Zimmer kamen so gut wie keine Geräusche und über ihr hörte sie manchmal Schritte, höchstwahrscheinlich von Dask. Ansonsten hörte sie nur ihr Messer, das dieses Holzstück vor ihr, mit ihrer Kraft, formte.
Was Dask wohl jetzt genau tat? Er meinte, dass sein Einbruch in den Palast gelungen war und er jetzt nur noch herausfinden musste, was er mit den errungenen Texten anfangen sollte. Scheinbar waren sie in einer anderen Sprache verfasst, weshalb sie wahrscheinlich als Nächstes in die Ahnenwelt mussten, um sie zu übersetzen. Fidi machte sich aber weiterhin Gedanken um Dask. Seit Elphid wirkte er anders als sonst. Es wirkte so, als ob eine neue Flamme in ihm entbrannt war, denn seine Errungenschaften in den letzten Tagen waren bemerkenswert. Einen Dimensionsvollkommenen aus dem Herzen der Wachen retten, in den Smaragdpalast der Königin einbrechen und verbotene Texte stehlen, sowie die Ausbildung von Elphid, die jetzt begann. Dask schien viel zu machen, mit einer neuen Passion, doch gleichzeitig wirkte er distanzierte von ihr und auch distanziert von Elphid. Jedes Gespräch brachte er schnell hinter sich und für Fidi wirkte es so, als ob er Elphids Blick mied. Beim richtigen Zeitpunkt müsste sie Dask deshalb mal konfrontieren. Dieser Zeitpunkt war aber nicht jetzt.
Fidi hörte ein lautes Krachen aus dem Zimmer. Sie sprang auf, klopfte stark gegen die Tür. »Alles in Ordnung, Elphid?«
Keine Antwort.
»Elphid, antworte mir!«, rief sie erneut, nur lauter, während ihr Klopfen ebenfalls stärker wurde. Das Messer und das Holzstück ließ sie fallen.
Keine Antwort.
Fidi schien panisch zu werden und fing an, unkontrolliert zu atmen. Wieso ist die Tür jetzt abgeschlossen? Sie machte ein paar Schritte zurück und sprang dann mit voller Kraft gegen die Holztür, die durch diesen Aufprall aus den Angeln sprang. Ihr erster Blick ging zum Bett, doch Elphid lag nicht auf diesem. Der Junge lag zuckend auf dem Holzboden neben dem Bett. Seine Augen waren weit geöffnet, doch die tiefe blaue Farbe in ihnen war verschwunden und man sah nur das Weiße in seinen Augen. Speichel floss aus seinem Mund. Er schien vollkommen die Kontrolle verloren zu haben und einen Anfall zu erleiden. Aber warum? Was war passiert, dass Elphid einen Anfall bekommen hatte?
»Dask! Hilfe! Etwas stimmt nicht mit Elphid!«, schrie Fidi aus dem Zimmer in Richtung Treppe. Sie schaute sich schnell im Raum um, doch es gab nichts, womit die Elphid helfen konnte. Sie fiel auf die Knie neben ihm und rüttelte Elphid heftigst. Vielleicht konnte sie ihn wecken?
»Was ist hier passiert, Elphid? Du solltest doch nur meditieren!«
Völlig verzweifelt stieg sie auf Elphid hinauf, griff seine Schultern und schüttelte ihn noch stärker. »Wach auf! Bitte, wach auf!«, schrie sie in sein Gesicht, doch es schien alles nichts zu bringen. Elphid kam immer noch nicht zum Verstand und zuckte weiterhin. Auch Dask ließ sich noch nicht blicken und Fidi war ganz alleine, völlig hilflos.
»Was soll ich bitte tun, damit du aufwachst?«, rief sie panisch. Aus Not fing sie an, Elphid eine Backpfeife zu geben. Danach noch eine, und noch eine. Ihre Aktionen wurden immer verzweifelter, denn ihre Angst stieg und stieg immer weiter. »Du gehst mir jetzt nicht drauf, bitte!«
Sie hob beide Fäuste in die Luft und schlug sie auf die Brust des Jungen, wodurch Elphid hustete.
»Elphid?!«
Sie schlug erneut mit beiden Fäusten auf seine Brust, und Elphid hustete erneut und gleichzeitig kamen seine Augen wieder zu sich.
Elphid fing an stärker und öfter zu husten, bis er verwirrt umherblickte.
»Axilia?«, fragte Elphid schwach. Er schien nicht zu wissen, wo er war.
»Elphid! Du bist im Versteck in Emeraldus. Ich bin es, Fidi! Was ist passiert?«
Der Junge hustete erneut, bis er, völlig aus dem Leben getreten, zu Fidi hochschaute. »Die Wachen wissen, dass ich hier bin.«
»Vollkommen egal, Elphid! Geht es dir gut? Was ist passiert?«, fragte Fidi besorgt und hielt ihn fest.
Der Junge schwieg. Sie verblieben in Stille für einige Sekunden, in denen Fidi Elphid festhielt und nur seinem Atem lauschte. Er hörte auf zu husten und sein Puls wurde ruhiger, das konnte sie hören. Sie lag auf ihm und jeder Herzschlag schlug zu ihr durch.
»Meine Schwester ist da draußen, Fidi. Ich habe mit ihr geredet«, sagte Elphid schließlich und brach die Stille.
Fidi wurde aus dem Moment gezogen und realisierte, was hier gerade passierte. Sie ließ Elphid langsam los und stieg von ihm hinab. Merkwürdig, dachte sie. Etwas verzog sich in ihrem Magen, das sie vorher noch nie gespürt hatte. Doch das sollte ein Thema für einen anderen Moment sein.
»Sie hat dich in der Zwischenwelt erreicht?«, fragte Fidi schließlich, als sie sich neben Elphid setzte, der sich wieder aufrichtete.
»Es war merkwürdig. Erst habe ich mit diesem Mädchen, Hoffnung, gesprochen in einer gemütlichen Taverne, doch dann ist sie verschwunden und alles drumherum auch. Alles war dunkel, bis Axilia aufgetaucht ist. Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich mich wieder daran erinnern, wie sie aussieht!«, berichtete Elphid fröhlich. Seine blauen Augen strahlten so unsagbar hell in dem leichten gelben Licht des Zimmers, wie zwei Sterne im Himmel. Er erzählte Fidi jedes Detail, das ihm einfiel zu seiner Schwester und Fidi lauschte gespannt. Irgendwann, sie wusste nicht wann, lehnte sie ihren Kopf auf die Schulter von Elphid und hörte ihm zu, wie er von seiner Erinnerung an eine Welt erzählte, in der Axilia an einem Meer stand und Elphid im Arm hielt, als er noch ein Baby war.
Als er fertig war mit seiner Erzählung, verblieben sie zusammen auf dem Boden. Elphid schwelgte sicherlich in traumhaften Vorstellungen, dass er auf dem richtigen war, seine Schwester wiederzufinden.
Fidi wiederum überkam langsam ein ungemütliches Gefühl hoch. Sie versuchte es zu verdrängen, denn eigentlich schien ihr dieser Moment überraschend glücklich. Etwas aber kroch langsam in ihr hoch.
»Nur ungern störe ich, aber wir haben jetzt ein paar Probleme, mit denen wir umgehen müssen«, sagte Dask und betrat endlich das Zimmer.
»Dask! Was hast du getan die ganze Zeit, als ich nach Hilfe gerufen habe? Ich dachte, Elphid stirbt uns hier weg«, beschwerte sich Fidi und löste sich von Elphid.
»Offensichtlich hast du es unter Kontrolle gehabt«, sagte Dask und rechtfertigte sich nicht weiter. »Wachen haben Elphid beim Meditieren entdeckt, was bedeutet, dass wir uns hier einige Tage verstecken müssen. Das muss dir auch nicht leid tun, Elphid. Es war ein Risiko, was ich eingegangen bin, damit wir dein Problem unter Kontrolle kriegen.«
Elphid sagte kein Wort, überraschenderweise. Stattdessen wirkte sein Blick so, als ob er versuchte einige Puzzleteile zu verbinden in seinem Kopf.
»Alles gut bei dir?«, fragte Dask, bevor es Fidi tun konnte.
Meine Übelkeit wird schlimmer, bemerkte Fidi, doch drängte das Gefühl weg.
»Du warst es«, sagte Elphid schließlich. »Die Person in meinen Erinnerungen, neben meiner Schwester, die ich nicht erkennen konnte. Du kennst meine Schwester, oder nicht?«
Überrascht schaute Fidi zu Dask hoch, der sehr ertappt aussah. Deshalb ist er so merkwürdig die letzten Tage! All die Motivation, aber auch dieses merkwürdige Gefühl um Elphid herum! Er kennt Elphid schon so viel länger!, dachte Fidi, doch wurde danach von einem inneren Stechen getroffen.
»Elphid, ich bin mir sicher, dass es Dinge gibt, über die wir reden müssen. Ich würde aber vorschlagen, dass du dich erst einmal hinlegst und ein wenig darüber nachdenkst. Du musst erschöpft sein. Ruh dich aus, danach reden wir«, sagte Dask und versuchte so ruhig wie möglich zu reden.
Er hat Angst, bemerkt Fidi, aber verzog danach ihr Gesicht vor Schmerzen.
»Wie soll ich mich denn jetzt so ausruhen? Warum muss denn jeder immer mit seinen Geheimnissen so mysteriös umgehen. Ich will doch nur wissen, wo meine Schwester ist!«
Fidi sprang auf und rannte aus dem Zimmer.
Sie ließ das Drama zwischen Elphid und Dask hinter sich, denn es fühlte sich so an, als ob sie gerade von innen zerrissen wurde.
Übelkeit macht sich in Fidi breit. Sie stolperte in ihr Zimmer und hielt sich wackelnd an einem Stuhl fest. Es fühlte sich so an, als ob ein Parasit versuchte in sie hinein zu dringen. Ihr Körper wehrte sich größtenteils, doch ein Teil von ihr erwies sich als Schwachstelle. Beinah hatte sie den Eindruck, dass was auch immer dort versuchte, in ihren Verstand zu gelangen, genau wusste, was es anzugreifen hatte. Zitternd schmiss sie sich auf das Bett. In ihrem Kopf ging sie jegliche Möglichkeit durch, was dort gerade mit ihr geschah. Die Erkenntnis traf sie so schmerzhaft, wie die nächste Welle des Eindringlings.
Ein Parasit wäre ihr angenehmer gewesen, doch dieser Angriff auf ihren Verstand stammte von keinem anderen, als dem unendliche König Vasil persönlich. Seit sie geflohen war, fürchtete sie sich vor diesem Moment. Ihr war klar, dass Vasil die Möglichkeit hatte, in ihre Gedanken einzudringen. In ihrer Zeit bei den Dimensionswachen galt es beinah eine Regelmäßigkeit, dass Vasil mit ihr während ihrer Meditationen kommunizierte. Deshalb fürchtete sie sich auch jedes Mal, wenn sie meditieren musste. Nicht nur wegen der schrecklichen Erinnerungen, sondern auch wegen dieses Monsters an König. Noch nie hatte sie es aber erleben müssen, dass Vasil sich in ihren Geist zwingen wollte. Jetzt musste sie die schmerzhafte Erfahrung machen, wie es sich anfühlte, wenn unsere gehobene Majestät reden wollte. Widerwillig gehorchte Fidi der Aufforderung und zwang sich unter den inneren Schmerzen in ihre Meditation. Sie hatte Angst. In all den Welten gab es niemandem, vor dem sie mehr Angst hatte.
»Die geflohene Seelenschauerin«, erklang die mächtige Stimme des unendlichen Königs. »Nächstes Mal, wenn ich mit dir sprechen will, antwortest du gefälligst schneller!«
Eine Aura an Macht erfüllte den schwarzen Thronsaal von Vasil. Sie war also wieder hier, in Odomfrag, der unendlichen Festung des Königs. In all den Welten gab es keinen Ort, den sie mehr fürchtete. Sofort fiel sie auf die Knie und kauerte sich auf den heißen Ziegel des Bodens zusammen. Ihre Haut brannte am ganzen Körper, nicht nur dort, wo sie den Boden berührte. Sie erinnerte sich an die Hitze und die Schmerzen. Fidi atmete schnell, ihr Puls war am Rasen. Sie war nur ein kleiner Kieselstein, der erzitterte durch die schiere Macht des unendlichen Königs. Beinah durchzog sie Dankbarkeit, dass sie überhaupt atmen durfte.
»Ich muss zugeben, dass es mich geärgert hatte, als du geflohen bist. Mein liebstes Spielzeug ist mir einfach entkommen, dabei dachte ich, dass ich dich genug unter Kontrolle hatte. Zutiefst war ich von dir enttäuscht.« Seine Worte, die er so ruhig aussprach, schlugen auf Fidi ein. Jedes von ihnen brachte sie ein Stück zurück in das Lager und ihr Leben als Wache. Ihr Leben als Werkzeug des Königs. »Doch glücklicherweise hatte ich recht. Ich habe dich unter Kontrolle, Fidi. Kein Wort muss ich sagen und die kniest vor mir. Nur eine Aufforderung und du bist zurück bei mir. Viel wichtiger aber: Keine Aufgabe und trotzdem führst du mich zu meinen Zielen.«
Fidi erzitterte zutiefst. War es das, was sie verdient hatte? Sie verbarg die Wahrheit vor Dask und Serce, dass sie immer noch in der Hand von Vasil war. Aber sie konnte doch nichts dafür? War es so ein Verbrechen, dass sie einfach versuchte ein Leben außerhalb der Wachen zu führen? Vielleicht nicht. Dennoch war es wohl ein Fehler gewesen zu glauben, dass sie nicht nur fliehen kann vor diesem Tyrannen, sondern auch noch gegen ihn kämpfen könnte.
»Bitte lass mich nicht den Widerstand verraten!«, flehte Fidi. »Ich komme wieder zu dir zurück, doch bitte mich nicht sie zu hintergehen!«
Der unendliche Herrscher lachte. Ein grausames, tiefes und doch so mächtiges Lachen hallte durch die schwarzen Hallen von Odomfrag. »Du naives Kind. Der Widerstand, sein Standort und seine Mitglieder sind mit einerlei. Sie sind bloß kleine Unannehmlichkeit für mein ewiges Reich. Nein, Fidi, du hast mich zu einem viel größeren Schatz geführt. Ein Funke, der um jeden Fall erlischt werden muss, bevor er auch nur anfängt zu leuchten.«
Elphid, erkannte Fidi unverzüglich. Mit ihrer Hilfe hatte Dask ihn aus Meksa gerettet, der einzige bekannte Dimensionsvollkommene. Serce hatte sie gewarnt, dass sie für die Wachen und Vasil bloß Waffen sind, doch das ist nicht vollkommen die Wahrheit. Sie sind eine Gefahr. Ihre Existenz scheint ein Risiko für das ganze System zu sein, dass sich Vasil aufgebaut hatte. Fidi musste alles tun, damit Vasil ihn nicht in die Finger bekam, doch…konnte sie sich ihm widersetzen?
»Du wirst ihn mir bringen, Fidi. Bekomme ihn isoliert von Dask. Das ist dein Auftrag und ich akzeptiere keinen Fehlschlag.«
Vasil klang final. Er erwartete wahrscheinlich nicht einmal ein Widerwort, geschweige denn eine Antwort von Fidi. Fidi aber biss die Zähne zusammen, nahm all ihren Hass zusammen, den sie gegen Vasil, ihren persönlichen Unterdrücker und Tyrann der Welten, hatte und spuckte einzelne Wörter heraus. »Du wirst ihn nicht kriegen.« Sie konnte nicht die Kraft aufbringen, ihm in die Augen zu schauen oder auch nur aufzustehen. Dieser Satz war alles, was sie sich leisten konnte.
Eine Welle an Willenskraft und Wut überschlug sie. Beinah wäre sie vollkommen ohnmächtig auf dem heißen Boden zusammengebrochen. Stattdessen aber stießen ihr die Tränen in die Augen und ihr Atem hielt an. Trotzdem hielt sie ihm stand, auch wenn nur schwach. Die Monate mit Dask hatte sie stärker gemacht. Sie konnte hier nicht Elphid aufgeben. »Lieber sterbe ich, als dass er in deine Arme fällt!«
»Du denkst, dass du dir mich widersetzen kannst? Ich werde bekommen, was ich will! Ein mickriges Mädchen wird sich mir nicht in den Weg stellen! Nur weil du einige Monate an Freiheit gelebt hast, bist du immer noch mein. Egal wie sehr du es versuchen willst, du wirst diejenige sein, die das Licht des Jungen löschen wird!«, rief Vasil voller Wut durch den Thronsaal, bis er sich wieder zu beruhigen schien. »Es ist vollkommen irrelevant, ob ich ihn bekomme oder nicht. Du wirst sein Licht erlöschen. All seine Hoffnung wirst du alleine zerstören, da bin ich mir sicher.«
Seine letzten Worte fühlten sich wie das finale Messer an, das Fidi durchbohrte. Hatte er recht? Elphid war so unberührt von der Grausamkeit der Welten. Fidi auf der anderen Seite hatte nichts anderes als Vasil und seine Zerstörung erlebt. Sie würde ihn ruinieren und all diese Hoffnung und Naivität töten, nicht wahr?
»Ich werde alles geben, damit Elphid dein Ende sein wird«, spuckte Fidi letztendlich noch aus. Ihr war nicht klar, was in ihr gerade überwog. Wut oder Angst? Es war ihr auch egal. Vasil hatte einen entscheidenden Fehler gemacht und die Wichtigkeit von Elphid offenbart. Um keinen Preis der Welt würde sie diese Hoffnung hergeben in die verfluchten Hände eines falschen Gottes.
»Genau das wird dein Ende sein, naive Seelenguckerin«, lauteten die letzten Worte von Vasil, bevor die Flammen von Odomfrag Fidi völlig verbrannten und sie verschwitzt und schwer atmend, wie nach einem schlechten Traum, wieder aufwachte. Leider aber war dieser Traum Realität und Vasil so nahe wie lange nicht mehr.
Fidi hatte sich entschieden. Sie musste Elphid um alles in der Welt beschützen, selbst wenn sie selbst ein Risiko war. Das müsste sie wohl vor Dask verstecken…
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