Erinnerung – Kapitel 8

Erinnerung

Warmer Wind weckte Elphid. Eine erfrischende Überraschung, gefolgt von dröhnenden Kopfschmerzen. Schmerzhaft kniff Elphid die Augen zusammen und versuchte sich an das helle Licht zu gewöhnen. Wo war der Regen und die Kälte aus der Welt der Wächter hin?
Als er wieder klar sehen konnte und das laute Fiepen in seinem Schädel wieder leiser wurde, füllte das Geräusch leichter Wellen seine Ohrkanäle. Er erblickte ein offenes Meer, so wie er es gewohnt war am Himmel in seiner Heimatwelt. Elphid lag an einem Strand mit goldenem Sand. Ein unbekannter Ort, der sich dennoch heimisch anfühlte.
Das Meer am Boden und nicht am Himmel?, fragte er sich und rieb sich schmerzend den Kopf, als er sich aufrichtete. Jetzt verstehe ich, was Iglias immer gesagt hatte.
Ein wahrlich paradiesischer Ausblick auf das so offene und stille Meer. Wasser, so weit sein Auge reichte. Warmer, sanfter Sand, auf dem er glatt liegen bleiben könnte. Hinter ihm ein Dorf erbaut in einer flachen Landschaft mit gelbem Gras. Der Übergang von Strand zur Wiese war so unauffällig und passend. Die Häuser, erbaut aus braunem Holz, standen wachend und simpel hinter ihm.
Nie hatte er dieses Dorf gesehen, das wusste er, doch es war genauso aufgebaut wie in seiner Heimat. Jedes Haus, es stand an derselben Stelle. Kleine Überreste einer nicht gebrauchten Mauer, genau dort, wo sie auch in Adeli stand. Dieselben Fenster, Dächer und Schornsteine. Alles gleich, nur nicht blau.
»Du darfst wirklich an dem wunderschönsten Ort der Welten aufwachsen, kleiner Bruder«, sagte eine Stimme, doch er wusste nicht woher. Es war beinah so, als ob die Frau neben ihm stehen würde, doch niemand war hier. »Ich habe die Heimat wirklich vermisst.«
Das Lachen eines Babys erklang als Antwort. Kleiner Bruder? Wo war er hier bitte, und wer sprach da? Die Stimme, sie klang irgendwie vertraut, doch ihm fiel nicht ein woher.
»Axilia, komm schnell! Ein Portal öffnet sich im Dorf!«, rief die Stimme eines Mannes. Völlig unbekannt, doch der Name, den er genannt hat, löste Gänsehaut in Elphid aus.
Axilia, wiederholte er den Namen. Der Name seiner Schwester. Er erinnerte sich endlich wieder an den Namen seiner Schwester! Doch dann musste das lachende Baby er selbst sein? Also war er wirklich schon einmal hier? Adeli war das hier sicherlich nicht, auch wenn das Dorf gleich aussah.
»Ein Portal?«, fragte die Stimme von Axilia. »Dann lass uns dich kleinen Racker mal in Sicherheit bringen. Wo steckt —«, der Satz brach mittendrin ab und nur ein lautes Fiepen übertönte den Namen, den Axilia sagen wollte. »…schon wieder?«
Die Stimme schien sich zu entfernen, denn Fußspuren bildeten sich in dem Sand und liefen von Elphid weg. Schnell sprang er auf, um der Stimme von Axilia zu verfolgen.
Sein ganzes Sichtfeld wurde weiß und ein lauter Knall sprengte Elphid beinah das Trommelfell. Er fiel zu Boden, alles, was er hörte, war der dröhnende Tinnitus. Blut füllte seinen Mund, floss es sogar aus einer Wunde an seinem Kopf? Elphid ächzte und stöhnte, als er seine Augen wieder öffnete.
Das Meer von gerade stand in Flammen. Eine riesige Decke an Rauch und Feuer legte sich über das Dorf, was gerade noch so friedlich da stand. Glas zerbrach und zerberste, woraufhin die Sterblichen aufschrien.
Was passierte hier? Elphid stand in Schock dort und sah zu, wie das Dorf brannte. So viel Zerstörung in solch einer kurzen Zeit?
»Wir müssen ihn mitnehmen —«, erneut das Fiepen, das den Namen ersetzte, doch die Stimme war sicher Axilias. »Wir müssen ihn nach Epanas in Sicherheit bringen!«
Dies waren die letzten Worte, die Elphid wahrnahm, bevor ein endloses Weiß seine Sicht übernahm.

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