Tote Musik – Kapitel 21

»Meine Beziehung zu Serce war immer eine merkwürdige. Nie war ich mir sicher, ob er mich wirklich bei Dask haben wollte. Ich war ein großer Vorteil für den Widerstand, doch dafür, dass ich so viel Zeit mit seinem Bruder verbrachte, redete ich mit Serce kaum. Ich wusste, er war gut im Inneren, doch seine Dämonen waren wahrscheinlich nie auf meiner Seite.«

Tote Musik

Zeit: Elphid lernt mittlerweile seit Tagen in der Ahnenwelt. Ort: Die Welt der Musik, Elgia.

Dunkelblaue Wellen an Farbe verbreiteten sich um Doa, als sie sich das erste Mal, seit langer Zeit, traute in ihrer Heimat ein Stück auf dem Klavier zu spielen. Sie spielte vorsichtig, achtete auf jeden Ton und jeden Dezibel, während sie so sanft wie möglich die Tasten drückte. Liebliche Töne erhellten das sonst so graue Zimmer um sie herum. Die Farben wurden erkennbar, intensiver und dann lebend. Ihre kleine Rose, die an ihrem Hemd befestigt war, strahlte endlich wieder in ihrem wunderschönen Blau. Immer wieder war sie fasziniert davon, wie schön diese simple Blume, die damals ihre Mutter ihr geschenkt hatte, doch war.
Mit jeder Note, jedem Takt, traute dich Doa mehr. Nur ein kleines Stück lauter, ermutigte sie sich. Ein wenig mehr Hingabe. Trau dich, denn hier ist es sicher. Lass diesen Raum, der seit Ewigkeiten vermutlich grau ist, endlich wieder strahlen!
Doa drückte heftiger in die Tasten, während die Wellen ihrer Musik stärker durch den Raum flossen. Jede Note erreichte eine noch graue Stelle, jede Emotion verstärkte ihr Lied. Sie fühlte sich frei und lebendig. Mit geschlossenen Augen tanzten ihre Finger auf ihrem Klavier. Klar konnte sie in Epanas, der Welt des Widerstandes, auch so laut spielen wie sie wollte. Doch es war ein ganz anderes, viel bewegenderes Gefühl in ihrer eigenen Heimat, Elgia, mit voller Leidenschaft eines ihrer Stücke zu spielen.
Ihr Körper tanzte und bewegte sich mit den Wellen zusammen. Dies war einer der Momente, nach denen sie sich immer gesehnt hat. In ihrer Welt, frei nach ihrer Laune, Musik zu spielen und diesen deprimierenden Ort um sie herum in ihrer Farbe einzutauchen.
Es hatte ihr so große Schmerzen gebracht, vor einigen Wochen ihre Heimat verlassen zu müssen. Sie liebte die Musik, denn es gab nichts, was ihr mehr Freude bereitete. Wenn sie ehrlich sein sollte, waren der Gesang und die Instrumente das Einzige, was ihr je Freude bereitete. Ihr blieb also doch keine Wahl, als die Welt zu verlassen, die ihr all das zwar gegeben, doch in der es nicht erlaubt war, ihre Musik zu spielen?
War das nicht eine Ironie des Schicksals? Dass an dem Ort, der ›Welt der Musik‹ hieß, es verboten war, Musik zu spielen? Leider aber waren es die Regeln, welche die Regierung vor langer Zeit aufgestellt hatte.
Doas Stück wurde emotionaler, ihre Musik wütender. Ihr ruhiges Blau wurde langsam zu einem tiefen, wilden Violett. Damals soll es angeblich so gewesen sein, vor Jahrhunderten, dass Elgia eine farbenfrohe Welt war, in der jeder seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Diese Zeit war aber lange her. In jeder Welt war etwas gestorben, als Vasil kam und alle unter einer Flagge ›vereinigte‹. Hier in Elgia war es die Musik selbst. Die Regierung hatte die gesamte Kontrolle über die Musik gewollt. Nun spielten zwar überall in der Stadt Töne aus Apparaten und Boxen, doch Doa scheute sich zutiefst diese Klänge als Musik, geschweige den als Kunst zu bezeichnen. Es waren einfach nur Geräusche, die Musik imitierten, um ein falsches Bild für alle anderen zu präsentieren. ›Lieder‹, wenn man sie so nennen konnte, hergestellt von Maschinen. Leblos und grau. Niemals konnten die Maschinen die Gefühle und das Herz der Künstler nachahmen, die wirkliche Musik erschufen.
Eher waren die Geräusche der Boxen beinah hypnotisch, denn die weite Bevölkerung schien durch die Töne beruhigt zu werden. So viele Sterbliche in dieser Welt laufen nur noch seelenlos durch die Städte, wippten mit ihrem Kopf hoch und runter zu der künstlichen Musik und gehen ihrem Tag wie leblose Puppen nach.
»Deine Heimat ist wirklich faszinierend«, sagte Serce, als er den Raum betrat und sich an die Wand lehnte.
Doa schreckte zusammen und unterbrach kurzzeitig ihr Stück. Selbstverständlich war es klar, dass Doa nicht alleine hierherkommen würde, doch dass es wieder Serce war, der sie begleitete, überraschte sie doch.
»Spiel ruhig weiter«, sagte er. »Beeindruckend, wie die Außenwelt auf die Noten reagiert.«
Leise fing Doa wieder an, ihr Stück zu spielen. »Du warst doch schon hier, als du mich rekrutiert hast. So besonders kann das doch nicht mehr sein.«
»Stimmt. Eine Welt, dessen Farben davon abhängen, welche Musik mit welchen Emotionen gespielt werden, wird nach einem kurzen Besuch sofort langweilig und gewöhnlich«, sagte er in seinem sarkastischen Ton. Er tat das öfter, war Doa aufgefallen. Scheinbar war das so seine Art.
Er deutete ihr an weiterzuspielen und lauschen zu wollen und Doa ließ sich ihre Chance nicht entgehen. Es war eine Sache in ihrer eigenen Heimat ihre Musik zu spielen, doch es war noch viel besonderer sie jemand anderem vorspielen zu dürfen.
Nachdem das Lied zu Ende war, verkleinerte Doa das Klavier mit einem Knopfdruck, wodurch dieses so klein wurde, dass es in ihre Hosentasche passte. Eine einzigartige Technologie aus Elgia, die nur zu wenig Einsatz fand, wenn keiner mehr Musik spielte. Serce hatte sich mittlerweile hingesetzt und die ganze Zeit die Wellen und Farben beobachtet.
»Diese Art wie ihr eure Instrumente verkleinern könnt, ist wirklich beeindrucken. Solch eine Technologie wäre sicherlich praktisch für den Widerstand«, sagte Serce und stand wieder auf.
»Leider gibt es keinen Weg, sie irgendwie außerhalb von Instrumenten zu nutzen«, erklärte Doa und zog sich ihren schwarzen Mantel wieder an.
»Schade, aber nichtsdestotrotz gibt es Wichtigeres zu tun.«
Serce hatte recht. Sie waren wieder hier in Elgia, denn angeblich soll es hier ein verstecktes Notenbuch geben, in dem mächtige Lieder der Musikmagie niedergeschrieben wurden. Jetzt wo der Widerstand Zugang zu dieser Magie besaß, durch Doa, war es verlockend auch Zugriff zu diesen Liedern zu bekommen.
Wobei die Bezeichnung »versteckt« eher großzügig war. So wie in allen Welten herrschte nirgends ein Kriegsrecht. Keine Dimension führte einen offenen Kampf gegen den Widerstand und so machte sich auch niemand Sorgen um Geheimnisse oder versteckte Waffen, die geklaut werden konnten. Die Sterblichen waren über die Jahrhunderte so nieder geprügelt worden, dass es keinen Grund gab, Artefakte oder ähnliches zu verstecken, zumindest in den meisten Fällen. Kaum jemand spielte die Musik in Elgia, also warum sollte jemand ein altes Notenbuch klauen?
Niemand würde es wagen, bis auf Doa und der Anführer des Widerstandes höchstpersönlich.

Das Theater, in dem das Notenbuch versteckt war, bestand mittlerweile mehr aus Staub, als aus allem anderen. Doa hustete, sobald sie auch nur einen Fuß in das verlassene Gebäude setzte. Dutzende Reihen an Sitzplätzen füllten die geisterhafte Halle, ihr scheinendes Rot war nur noch ein blasses Grau. Einst mussten atemberaubende Kronleuchter die Bühne und Gänge mit strahlendem Licht erhellen, doch nun sind sie, falls nicht auf dem Boden zerschmettert, nur noch matt. Die Bühne, angefertigt aus dem besten Holz von Elgia, blieb aber standhaft. Sie ragte über das vergessene Theater und nahm Doas ganze Aufmerksamkeit ein, mit ihrem einsamen Piano, das noch übrig war.
Serce und Doa wanderten langsam durch den verlassenen Ort. Es war ein Relikt einer Zeit, in der die Musik noch lebte. Leider war dieses Relikt ebenso gestorben, wie die Musik.
Doa kletterte die Bühne hinauf. Was für Genies ihrer Zeit hier wohl gespielt haben mussten? Egal ob Drama oder Konzert, Doa sehnte sich nach dieser Zeit, die sie nie erleben durfte.
»Angeblich soll dies der Ort einer wunderschönen Geschichte gewesen sein«, sagte Doa, Gedanken vertieft, als sie über das Piano strich. »Damals aus einer Zeit, als die Musik noch spielte.«
»Erzähl sie mir«, sagte Serce und sprang auf einen der Stühle. »Erzähl mir die wundervolle Geschichte der Liebenden aus Elgia!«
»Du kennst sie bereits?«
»Überhaupt nicht«, gestand Serce und sprang schon wieder vom Stuhl hinunter. »Ich habe einfach nur geraten, dass es sich um Liebende handeln würde. Es ist aber jedes Mal wunderschön zu beobachten, mit welcher Magie du die Geschichten erzählst und außerdem sind Geschichten Macht. Sie geben den Sterblichen Ideen und Hoffnung, weshalb Vasil ein Idiot dafür ist, dass er sie nicht verheimlicht.«
»Die Geschichte handelt von dem jungen Mädchen Kosa«, fing Doa an und drückte die ersten Tasten auf dem Piano. » Sowie dem talentierten Pianisten Kario.«
Kosa war ein Mädchen, deren einzige besondere Eigenschaft ihr wunderschön, strahlendes blondes Haar war. Abgesehen davon, war Kosa ein unterdurchschnittliches Mädchen.« Eine leise Melodie hallte durch das Theater, das nicht nun langsam regte. Doa spürte, dass dieser Ort beinah aufschreckte, wie jemand aus einem langen Koma. Zu lange wurde hier keine Musik mehr gespielt…
»Kosa lebte ein unwichtiges Leben, zumindest wollte ihr das jeder klarmachen. Liebe war für die ein Fremdwort, den alle drängten sie immer in eine Ecke und redeten ihr ein, dass alles, was sie tat, keine Bedeutung hätte. Vielleicht war sie dabei, wenn andere eine gute Zeit hatten, doch nie war sie ein essentieller Teil. Keine Freunde, keine Liebe, kein Funken, der sie jemals entzündete, mit einem Lebenswillen.« Einsame Noten wanderten bildlich durch das Theater. Mit der Zeit sammelten sie sich auf der Bühne und bildeten ein genauso einsames Abbild der Kosa. Ihre strahlend blonden Haare waren matt und sie alleine wurde beinah überschattet von dem Leuchten der Doa, die ihre Magie wirkte.
»Eines Tages aber, da trat sie in dieses Theater ein. Es war gang und gebe damals, dass jeder in Elgia regelmäßig Theaterstücke, Musicals und Konzerte besuchte. Selbst wenn Musik nur eine nebensächliche Rolle für einen spielte, war es damals einfach nicht möglich in dieser Welt darum herumzukommen. Der Junge der an diesem Tag aber spielte, der junge Kario, sollte das Leben von Kosa verändern. Nie fühlte Kosa dasselbe, was andere in der Musik fühlten. Selbst für die Noten wirkte Kosa immer unwichtig, also warum sollte sie ihre Zeit damit verschwenden? Kario und seine Musik waren aber anders. Als die ersten Töne spielten, schaute Kosa verblüfft auf. Wärme umgab sie, die sie so noch nie gefühlt hatte. Das Lied, das Kario dort oben spielte, sprach eine Sprache, die noch nie die Ohren von Kosa berührt hatte. Verständnis und vor allem: Wichtigkeit.« Bei diesem Wort haute Doa kraftvoll in die Tasten. Die Noten zerstreuten sich, nein, sie explodierten förmlich und das Theater wurde schlagartig aus seinem jahrhundertealten Schlaf geholt. Warmes Licht, so stark wie eine gelbe Sonne, strahlte von der Decke des Theaters hinunter und jeder Sitzplatz erhellte in lebensvollem Rot. Gegenüber von Doa entstand ein Spiegelbild des Pianos, doch dort saß nicht Doa, sondern ein Junge mit dunklen Haaren und Brille. Leidenschaftlich ahmte er die Bewegungen von Doa nach, oder ahmte Doa ihm nach? Nichtsdestotrotz erfüllte das Lied die Ohren von Serce und…
Kosa strahlte in dem Publikum. Ihre Haare leuchteten und machten der Sonne höchstpersönlich Konkurrenz. Doch so sehr Doa es lieben würde diese Melodie weiterzuführen, so blieb ihr nichts anderes übrig als langsamer zu werden, denn die Geschichte wollte es so…
»Leider war der Sinn der ihr gegeben wurde verschwendet, denn egal wie oft sie es danach versuchte, die Noten wiesen sie immer ab. Sie schien unfähig Musik zu spielen, also fiel sie zurück in dasselbe Loch, in dem sie immer lebte. Doch sie konnte nicht in diesem ohne Sinn weiter leben, oder? Also war die Frage: Wie kommt man aus einem hoffnungslosen Leben? Mit einem hoffnungslosen Pakt. Einen Teufel suchte sie auf, oder suchte der Teufel sie auf? Nie konnte man das so genau wissen. Der Pakt, der war dennoch klar. ›Du wirst die schönste, bedeutsamste Musik in Elgia spielen können, doch wenn du ein Lied spielst, so raubt es dir das, was du nie wertgeschätzt hast: Zeit.‹« Pause. Doa schaute sich vor Schreck um, denn etwas fühlte sich falsch an. Ein Pakt mit dem Teufel? Ja, so ging die Geschichte. Sie schaute besorgt zu Serce, doch auch wenn er ein wenig verdutzt schaute, versicherte er ihr, sie sollte weiterspielen.
»Kosa ging den teuflischen Pakt ein«, erzählte Doa weiter und nahm ihre Melodie erneut auf. »Denn ein kurzes Leben mit einem Sinn, mit der Musik, war sicherlich besser als keines? Vor allem würde sie doch sowieso niemand vermissen, also konnte sie lieber ein schönes Leben, alleine führen. Wie es aber kommen musste, verliebte sich Kario in das Mädchen, direkt in der ersten Sekunde als er sie spielen hörte und auch sie verliebt sich in den Jungen, der ihr die wahre Musik zeigte. So war sie gezwungen, die Musik zu spielen, die ihr die eigene Zeit raubte, nur weil sie glaubte, dass ohne sie die Zeit mit ihrer Liebe verschwand. Also zahlte sie den Preis, doch Kario wusste nichts davon. Bis die Liebe, die nicht lange hielt, verschwand, so schnell wie sie gekommen war.«
Doas Magie wich und das wunderschöne Spiel legte sich nieder, bis das Theater, welches gerade noch so strahlte, wie es seit Jahrhunderten nicht mehr tat, wieder in seinen grauen Glanz verfiel.
»Zeit ist das Wertvollste, mit dem wir Sterblichen bezahlen können«, sagte Serce und stellte sich neben Doa, die noch schwer atmend am Piano saß.
»Und am Ende würden wir all unsere Zeit dafür aufgeben, auch nur wenige Momente mit denen zu verbringen, die wir lieben«, ergänzte sie.
»Du wirst nicht dich selbst aufgeben müssen, nur um diese Welt zu retten, Doa. Niemand von euch wird das tun müssen, dafür sorge ich schon«
»Wofür aber kämpfst du? Was ist es, in all den Welten, wofür du all deine restliche Zeit aufgeben würdest, damit du es erlebst?«, fragte sie und starrte ihn in die Augen. Erst jetzt bemerkte sie etwas essentielles an Serce, was perfekt zusammenpasste, mit seiner Antwort.
»Rache«, sagte er, sein Blick war kalt.
Immer lächelte Serce, das schien sein Markenzeichen zu sein. Seine Stimme klang stets optimistisch und seine Worte standen für Hoffnung, aber all das lenkte nur von seinen Augen ab. In ihnen brannte kein Feuer der Leidenschaft und es glänzte auch nicht eine kühne Hoffnung, wie in den Augen von Elphid. Sie waren eisig und nur auf Rache gesetzt.
»All das hier tue ich, damit Vasil nach all den Jahrhunderten auch endlich erlebt, wie es sich anfühlt, alles zu verlieren. Dask und mir nahm er damals alles und ich werde nicht weniger tun, als ihm dasselbe Schicksal zu verpassen. Ich will der Alptraum für ihn sein, der er mein ganzes Leben war.«
Doa realisierte, warum Serce selbst es scheinbar nicht schaffte, denselben Effekt im Widerstand auszulösen, den Elphid brachte. Sie wurde natürlich gleichzeitig mit ihm rekrutiert, daher kannte sie den Widerstand ohne Elphid nicht, aber jeder andere erzählte ihr, was für einen Motivationsschub der Junge brachte. Serce war vielleicht ein geborener Anführer und ein Genie im Kampf gegen Vasil, was auch jeder wusste, sonst würde niemand ihm so blind folgen. Doch der Grund, die Motivation von Elphid und Serce waren vollkommen anders, beinah gegensätzlich.
»Aber all dem sind wir jetzt wieder ein Stück näher gekommen dank dieses Notenbuches!«, sagte Serce schließlich, wieder in seinem motivierenden Ton wie immer und warf das Notenbuch freudig in die Luft und fing es wieder auf.
»Du hast es bereits gefunden?«, fragte Doa unglaubwürdig.
»Einfacher als gedacht, tatsächlich. Das Ding hat reagiert auf deine Musik, auch wenn ein wenig merkwürdig. Nichtsdestotrotz haben wir es und die Mission war ein voller Erfolg. Außerdem gab es noch eine wichtige Lebenslektion mit deiner Geschichte obendrauf, also was will man mehr?«
»Zumindest deutlich besser als Bücher zu büffeln in der Ahnenwelt«, sagte Doa und nahm das Notenbuch an sich.
»Dask nimmt den Jungen wirklich hart ran. Das ganze Lesen muss der angenehme Teil sein, weil ich ganz genau weiß, wie Dask Elphid im Kampf trainiert. Nachvollziehbar wiederum, wenn man bedenkt, dass er der kleine Bruder von Axilia ist.«
Mittlerweile war die Nachricht über die Herkunft von Elphid und die Verbindung zu Dask im Widerstand weit verbreitet, hauptsächlich, weil Elphid nicht die Klappe halten konnte. »Immer noch eine sehr interessante Familienkonstellation bei denen.«
»Axilia bedeutete Dask die Welt, also verstehe ich es schon.«

*

»Was hat sie dir bedeutet?«, fragte Doa und brach die Stille auf dem Weg zurück. »Axilia, meine ich.«
Serce zögerte und dachte nach. »Ehrlich gesagt, habe ich darüber nie wirklich nachgedacht.« Serce seufzte. »Selbstverständlich war sie wichtig für den Widerstand, da sie eine Vollkommene war. Ihr Tod hat uns einen schweren Rückschlag verpasst, auf vielen Ebenen.«
»All das meine ich doch gar nicht! Du hast doch gerade noch gesagt, dass sie Dask die Welt bedeutet hat. Seitdem Elphid, Dask und Fidi aus Emeraldus zurück sind, reden wir viel über Axilia, Elphid und auch Dask. Du aber hast deinen Bruder erlebt, mit Axilia zusammen und als sie weg war. Ich frage dich, Serce, und nicht den Anführer des Widerstandes.«
Serce schwieg. Was bedeutete Axilia für ihn?
»Axilia war ein Weg für Dask endlich Frieden zu finden.« Und aufzugeben, unsere lang ersehnte Rache zu bekommen, sprach die dunkle Stimme in ihm. »Die längste Zeit hatte Dask Probleme damit gehabt, einen Sinn in all dem zu finden, doch Axilia hatte ihm endlich einen Weg gegeben.« Einen Weg, um dich und den Widerstand zu verlassen! »Es war schrecklich nach ihrem Tod. Dask wurde wahrlich zu der schlimmsten Version von sich selbst und mir fehlte die Kraft ihm zu helfen. Er mag der Jüngere von uns beiden sein, aber immer habe ich mich auf ihn gestützt und nach Axilias Tod war klar, dass er sich nicht auf mich stützen konnte. Ich glaube, das verfolgt uns immer noch.«
»Sicherlich war er dankbar, dass du trotzdem da warst«, sagte Doa und versuchte wirklich damit ihr Bestes ihn zu trösten. Serce schätzte das, doch er kannte die Wahrheit. Serce, der große Bruder, konnte nie wirklich der Bruder sein, der er hätte sein sollen. Dask musste immer der bessere von ihnen sein, während Serce die Last war. Als Dask dann nur noch zu einer Hülle seiner Selbst geworden war, war dies wirklich der Tiefpunkt der Brüder. Es hat einen Grund, warum nur er der Überlebende aus Magika ist. Wir sind keine wirklichen Brüder…Wir führen seit Jahren unterschiedliche Leben.
»Mittlerweile bin ich froh, dass Elphid aufgetaucht ist.« Sag so etwas nicht! Der Junge ist eine Plage und wird alles ruinieren, so wie es Axilia getan hat! »Seit ihm wirkt Dask wieder besser. Er scheint zu heilen, was mich natürlich freut.« Er darf heilen, während du kämpfen musst?!
»Wir werden am Ende gewinnen«, sagte Doa und lächelte dabei zuversichtlich. Es war ein Lächeln, was andere wahrscheinlich gleichsetzen würden mit dem von Serce, doch ihres war echt. Serce lächelte oft, so viel war klar. Leider lächelte er aber nicht, weil es ihm gut ging, er zuversichtlich war oder Hoffnung besaß. Serce lächelte, weil er musste. Er musste dem Widerstand die Zuversicht geben, die ihm fehlte und er musste Vasil beweisen, dass er noch nicht am Ende war. Also lächelte Serce und er würde nicht aufhören, auch wenn er dem Bösen direkt ins Gesicht schauen musste.
»Das werden wir«, stimme Serce zu und lächelte ebenfalls. »Alles, damit du die Musik wieder nach Elgia bringen kannst.«

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